Was macht Covid-19 so anders?



Man hat nie genug Corona-Experten. Ich habe kurzerhand mich selbst zu einem erklärt! Dieser Artikel ist mein Versuch, das Covid-19-Virus zu erklären und kurz zusammenzufassen, was es so anders macht. Alles in der hoffnungslosen Hoffnung, dem einen oder dem anderen Quatsch entgegen zu wirken, der in den Medien durchgekaut und/oder missverständlich dargestellt wird.

Also:

Je mehr man die aktuelle Untersuchungsergebnisse zu Covid-19 liest, je mehr man die Berichte der europäischen und US-amerikanischen Ärzten zu ihren klinischen Erfahrungen mit Covid-19 liest, je tiefer man in die Covid-19-Untersuchungsberichte auf der molekularen Ebene reinliest und alle Ergebnisse und Berichte wie Puzzle-Teile zu einem Ganzen zusammensetzt, kristallisiert sich ein folgendes Gesamtbild heraus und, was anfangs die Ärzte verwirrte, wird langsam klarer:

Covid-19 gehört zu den respiratorischen Viren. In der Regel greifen die respiratorische Viren das Epithel der oberen Bereiche des Atemweges: Trachea und die oberen Bronchien. Ein Epithel ist die oberste Zellschicht des Schleimhautgewebes, das das Innere der Atemröhren auskleidet. Deswegen verursachen z.B. Grippenviren & Co Bronchitis, Tracheitis und Pneumonie (Lungenentzündung). Wobei in diesem Fall eine Pneumonie kein direktes Ergebnis der Infektion ist, sondern sie ist viel mehr eine (viel weniger häufige, wenn nicht sogar seltene) Komplikation der primären Infektion, die aus dem Ruder läuft und das Immunsystem stark strapaziert und abschwächt. Ein derart abgeschwächtes Immunsystem ist ein Herzliches Willkommen für die Bakterien, die das Immunsystem weiter abschwächen und die Pneumonie-Entstehung beschleunigen können. Diese Bakterien sind in ersten Linie die körpereigene bakterielle Flora aus unserem Darmtrakt (weiteres dazu siehe unten).

Covid-19 ist anders. Im Unterschied zu den anständigen und selbst-respektierenden respiratorischen Viren, greift das Covid-19 nicht die Strukturen der oberen Atemwegen (Trachea und Bronchien) an, sondern die tiefen Strukturen. Covid-19 dringt direkt in die tiefsten Strukturen der Lungen ein und zwar in die Alveolen (Lungenbläschen). In den Alveolen setzt sich Covid-19 ab und vermehrt sich ungestört. Das richtig blöde daran ist, dass ausgerechnet in den Alveolen der lebenswichtige Gasaustausch im Rahmen der Atmung stattfindet. Hier wird der Kohlenstoffdioxid gegen frischen Sauerstoff ausgetauscht. Und ausgerechnet in den Alveolen wird auch noch ein wichtiges Molekül produziert: Surfactant. Surfactant unterstützt den Gasaustautsch und sorgt dafür, dass Alveolen ihr Bläschen-Struktur aufrechterhalten können und nicht kolabrieren. Denn, kolabrieren die Alveolen, kolabriert die Lunge.

Alveolen haben noch eine Eigenschaft, die biologisch gesehen zwar eine sinnvolle, aber klinisch gesehen eine blöde ist. Alveolen haben kaum Nervenendungen. Die oberen Atemwege, Trachea und Bronchien/Bronchiolen haben eine dichte Nervenversorgung, darunter auch sensorische Nerven. Wenn die klassischen respiratorischen Viren die obere Atemwege angreifen, stören sie deren Schleimhaut, was die Nervenendungen dort aktivieren bzw. reizen. Das führt zu einem Hustenreflex und der Verengung der Atemwege, was wiederrum den Atemnot auslöst.

Diese Nervenversorgung hört aber größtenteils direkt von den Alveolen auf, sodass die Alveolen kaum eine direkte Nervenversorgung haben. Kaum oder gar keine Nervenendungen führen dazu, dass die infizierte Person mit einer Covid-Pneumonie nicht husten, da es keine Nervenendungen gibt, die zum Auslösen des Hustenreflexes gereizt werden können. Kein Husten bedeutet, dass eine Person mit der bereits angesetzten Covid-Pneumonie zuerst gar nicht mal merkt, dass sie die Pneumonie hat. Noch schlimmer: bei den infizierten Person reagiert das Immunsystem auf die Infektion nicht, weil dem Immunsystem die Covid-19-Viren unbekannt sind und das Immunsystem lässt die Viren gewähren. Das führt dazu, dass die infizierte Person vorerst keine frühe Warnzeichen wie die erhöhte Temperatur zeigt.

Und jetzt das Wichtigste: da Covid-19 sich in den Alveolen vermehrt, stören die Viren die Funktion der Alveolen, also den Gasaustausch und die Produktion von Surfactant. Es kommt langsam zur Zerstörung des Alveolen-Epithels, da die Produktion von Surfactant gestört ist. Als Folge verkleben sich die Alveolen bzw. sie kolabrieren allmählich nach und nach. Eine infizierte Person bekommt langsam eine versteckte Hypoxie (Sauerstoffmangel), die sie vorerst gar nicht merkt. Genauer genommen: die Person merkt den Sauerstoffmangel bewusst (noch) nicht, aber die Zellen und lokales Gewebe bekommt den Sauerstoffmangel sofort zu spüren und die Zellen bzw. das Gewebe haben sehr schnell ungenügend Sauerstoff, um die eigene Lebensfähigkeit aufrechterhalten zu können.
Eine Besonderheit bei Covid-19: die funkionelle Struktur der Lungen bleibt generell intakt und die Lungen können somit gerade noch den CO2 aus dem Blut entfernen. Die "normalen" respiratorischen Viren beschädigen die Struktur der Lungen und die betroffene Person spürt sehr schnell Atemnot. Genau das passiert bei einer Covid-19-Infektion aber nicht. Atemnot wird ja generell durch die Verendung von Atemwege provoziert. Die Alveolen verengen aber nicht und es gibt dort nichts, was Atemnot als Warnsignal auslösen kann. Und das ist das eigentliche Problem.

Es ist deswegen ein Problem, weil die klassischen respiratorischen Viren die Lungenfunktion soweit stören, dass die Entfernung von CO2 aus dem Blut nicht mehr ausreichend ist und CO2 sich im Blut akkumuliert. Diese CO2-Akkumulation im Blut löst als Reflex den Atemnot (Dyspnoe) aus. Und so wissen die betroffene Person und die Ärzte sofort, dass hier irgendwas nicht stimmt.
Aber nicht bei einer Covid-19-Infektion. Hier sammelt sich CO2 im Blut, aber es wird paradoxerweise kein Atemnot-Reflex ausgelöst. Die infiziere Person geht ihren täglichen Geschäften nach, mit dem Sauerstoffmangel, sich im Blut akkumulierendem CO2, und merkt davon nichts. Diese Person weiß gar nicht mal, dass sie infiziert ist und zwar wochenlang. Alles was die Person vielleicht spürt, sind die leichten Erkältungssymptomen, die kaum wahrgenommen werden. Erst als der Körper alle seine Reserven aufbraucht, merkt die Person, dass mir ihr irgendwas arg nicht stimmt. Aber dann passiert alles so schnell, dass zwischen dem Gefühl des Unwohlseins und der Notfall-Beatmung nur ein Paar Tagen, wenn nicht sogar ein Paar Stunden liegen.

Unser Körper hat eine eigene bakterielle Flora im Darmtrakt. Dieser Übergang von z.B. leichter Übelkeit zur Notfall-Beatmung wird durch die zusätzliche bakterielle Infektion beschleunigt. Denn, wenn das Immunystem so weit abgeschwächt wird, gibt es keine Kontrolle über die körpereigene Bakterienflora mehr, die dann fröhlich einen Karnevalszug durch den Körper veranstaltet.

Ein Sauerstoffmangel, von dem man mehrere Tagen oder Wochen nicht mitbekommt ist gefährlich. Eine gesunde Person einen Sauerstoffmangel mehrere Tagen haben, ohne irgendwelche Symptome zu haben. Aber in dieser Zeit wird sein Körper Schäden abbekomen. Und wenn die Person bereits durch andere Krankheiten vorbelastet war, sind diese Schäden umso mehr gefährlicher. Es reicht hier bereits ein hoher Alter der Person mit typischen altersbedingten Erscheinungen, um jede Notfall-Maßnahmen wirkungslos zu machen, so dass hier direkt mit der Paliativversorgung begonnen wird.

Und wie relevant ist das alles für die Pandemie-Bekämpfung? Je mehr infizierten Menschen man abfängt und zwar so früh wie möglich, desto früher kann man die Infizierten überwachen und desto früher kann man medizinisch eingreifen und die Infektion stoppen. Und desto mehr klinische Daten sammelt man und entsprechend desto schneller und effizienter ist man in der medizinischen Versorgung. Ein schöner und sehr willkommener Nebeneffekt der Früherkennung der Infizierten ist die Eindämmung der Pandemie.

Ach ja, und die Gesichtsmasken bringen nicht viel.   Nachtrag nach ein Paar Monaten Pandemie: die Masken scheinen doch zu helfen. Mit einem riesigen "ABER". Die Masken der deutschen Herstellung sind zuverlässig, ein Löwenanteil der Masken wird aber in China produziert... . Als ein regelmäßiger Bahnfahrer beobachte ich tagtächlich ein Verhalten der anderen Mitfahrer, bei denen das Tragen der Masken das Ziel verfehlt... .

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